Teufelslos
Brombspeidel lief ein weiterer kalter Schauer
über den Rücken. Der Poncho wärmte sie nur marginal.
Sie hätte sich eine Jacke mitnehmen sollen – Eleganz hin
oder her. Ein Blick in die umliegenden Hügel der Wachau, die nun
in das kalte Licht des Vollmonds getaucht wurden, bestätigte ihre
Vermutung. Der Nebel hing zwischen den Bäumen und in den
Weingärten, der Herbst war nicht mehr aufzuhalten. Nicht, dass
die junge Polizistin ein Problem damit gehabt hätte. Als
gebürtige Litschauerin war sie mystische Herbsttage und kühle
Temperaturen durchaus gewohnt. Nur trug sie normalerweise um diese
Jahreszeit eben keine dünnen Jumpsuits, Ballerinas und
Glitzerponchos.
Ein kurzes Schwindelgefühl brachte die junge Frau für einen
Moment aus dem Gleichgewicht. Vielleicht hätte sie sich beim
selbstgemachten Limoncello, den Stefanos Nonna ihr in
großzügigen Mengen angeboten hatte, ein wenig
zurückhalten sollen. Ein Geräusch ließ
Brombspeidel für eine Sekunde zusammenzucken. Schritte.
Eindeutig. Die Polizistin lachte kurz auf. Seit wann war sie so
schreckhaft? Nachdem sie nicht die Einzige war, die während der
letzten Stunden jede Menge alkoholische und antialkoholische
Getränke konsumiert hatte, war sie wohl auch nicht die Einzige,
die nun die Toilette aufsuchen musste.
»Entschuldigen Sie bitte, ich glaube, Sie haben das hier verloren.«
Die tiefe, sonore Bassstimme sorgte bei Brombspeidel
für einen weiteren kalten Schauer. Sie kam ihr nicht bekannt
vor. Oder etwa doch? Langsam drehte sie sich zu dem Hünen
um, der ihr etwas entgegenstreckte.
»Ich denke nicht, dass ich etwas verloren habe«, erwiderte
sie lächelnd, griff aber dennoch nach dem kleinen Zettel, den
ihr der ominöse Fremde immer noch entgegenhielt. »Das ist ein
Tombola-Los. Ich wusste gar nicht, dass Stefano und Dominik
eine Tombola geplant haben. Das ist ja eine nette Idee.«
»Welche Nummer haben Sie denn?«, fragte der Mann.
»Einundneunzig«, war das Letzte, was über Brombspeidels
Lippen kam.
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Gruppeninspektor
Staudingers Hochzeitsfeier in den Wachauer Weinbergen scheint ein
rauschendes Fest zu werden. Doch dann geschieht etwas
Unaussprechliches, und Meierhofers Welt wird mit einem Mal auf den Kopf
gestellt. Um diesen Fall zu lösen, der ihm nahegeht wie keiner
zuvor, muss er sich seiner Vergangenheit stellen. Immerhin hängt
das Glück seines gesamten Teams davon ab. Wird er das
tödliche Spiel, in dem er eine tragende Rolle einnimmt, gewinnen
können?
Teufelslos
Kriminalroman von Lisa Gallauner
Taschenbuch, 208 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-176-4
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Teufelslos ist auch als
e-book
erhältlich
Weltbild
Thalia
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Von Lisa Gallauner bisher erschienen
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Teufelsstrand
Meierhofers 5. Fall
978-3-902784-56-8
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Teufelsbotschaft
Meierhofers 6. Fall
978-3-903092-48-8 |
Mörderisch
& Fesch
978-3-903092-74-7
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Herbstleich
978-3-99074-067-5
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Lisa Gallauner
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