„Im Schatten des Hochschwab“ von Christian Scherl
Der dritte Fall für Inspektor Pöls
Um seine Dienstmarke wiederzuerhalten, muss Inspektor Heinz Pöls einen Sehtest bestehen. Er hat panische Angst vor dieser Prüfung. Ausgerechnet ein Hundetrainer aus Thörl soll seine Rettung sein. Doch als Pöls das Dorf erreicht, ist der Hundetrainer spurlos verschwunden. In dessen Haus entdeckt er stattdessen einen toten Hund, der dem einflussreichen Industriellen Friedrich Knaller gehört. Doch auch Knaller ist wie vom Erdboden verschluckt. Ein unheilvolles Gerücht bringt Pöls auf die Spur der Entführung, die vor einem Jahr die Kinder des Industriellen heimsuchte. Die Dorfbewohner flüstern, der Hundetrainer sei der Drahtzieher des Verbrechens. Aber je tiefer er sich in die düsteren Geheimnisse von Thörl verstrickt, desto verworrener wird das Netz aus Gerüchten, Intrigen und Lügen.
Leseprobe
Der dritte Fall für Inspektor Pöls
Ausnahmslos verlässlich wie jeden Werktag sitzt Portier Toni Albrecht in seinem kleinen runden Portierhäuschen an der Zufahrt zum Stahldrahtwerk F&F Knaller an der Ortseinfahrt von Thörl. Aus dem kleinen, in die Jahre gekommenen Transistorradio trudelt fröhlich euphorisch der »Kärntner Gebirgsschützenmarsch«, dargeboten von der Stadtkapelle Hermagor. In ruhigeren Passagen mischt sich Vogelgezwitscher dazwischen. Toni hängt Lavendelbüschel an kleine hervorstehende Nägel oberhalb des großen Panoramafensters, von dem aus sich ein
ungetrübter Blick auf die Werkszufahrt ergibt. Der Mann steht auf der Sitzfläche des Stuhls, ganz fokussiert auf die Nägel, sonst würde ihm der blaue Lieferwagen auffallen, der sich zügig dem Wärterhaus und der herabgelassenen Schranke nähert.
Wenige Sekunden später heult der Motor des alten Lieferwagens so penetrant, dass er die Musikkapelle übertönt und Toni seinen Kopf zum Panoramafenster senkt. Mit grimmiger Miene blickt der LKW-Fahrer zum Portier. Die Hupe lässt nicht lange auf sich warten.
»Was ist los, G’spritzter, kommst endlich raus aus deinem Häusel?«
Toni verspürt keine Eile. Zwei Lavendelbüschel liegen noch auf der offenen Handfläche. Gewissenhaft hängt er sie nacheinander an die noch freien Nägel. Erneut plärrt die Hupe. Gekonnt ignoriert Toni die Störlaute und summt die letzten Takte des Marsches mit.
»Provozier’ mich nur, wirst schon sehen, wohin dich das bringt, Schwammerlfurzer!«
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Thalia
Im Schatten des Hochschwab
Krimninalroman von Christian Scherl
TB, 250Seiten, € 14,90 (A)
ISBN 978-3-99074-304-1



