„Das rote Pentagramm“ von Erich Sedlak
Frühmorgens wird Kommissar Max Forster von seinem Assistenten Ewald Widhalm geweckt. Gegen sechs Uhr wurde in einer der größten Diskotheken Wiens, dem »Black Moon«, eine Frauenleiche entdeckt. Als Max Forster am Tatort eintrifft, bietet sich ihm ein schreckliches Bild. Ein junges Mädchen liegt in einem goldenen Käfig, in ihrem Bauch steckt ein Messer. Doch was Forster stutzig macht, ist die seltsame Tätowierung auf dem Oberarm der Ermordeten: ein rotes Pentagramm.
Leseprobe
In der Diskothek hielten sich bereits mehrere, in weiße Overalls gehüllte und mit Mundschutz und Überschuhen versehene Beamte der Spurensicherung auf. Einige von ihnen krochen auf allen vieren auf dem Boden umher, andere untersuchten penibel die Bartheke und die Sitzmöbel. Im Mittelpunkt des Geschehens stand jedoch ein auf der erhöhten Tanzfläche platzierter goldener Käfig, in dem ein halbnacktes Mädchen lag. Vor diesem kniete die Polizeiärztin und Pathologin Helga Hillinger und blickte von ihrer Untersuchung auf, als Forster ihr über die Schulter blickte.
»Hallo, Max! Ein Mädchen, etwa zwanzig Jahre alt. Der Exitus ist vor zirka zwei, drei Stunden eingetreten«, erläuterte sie.
Assistent Widhalm trat hinzu. »Gewaltsam, nehme ich an?«
Doktor Hillinger lächelte zu dieser Frage sarkastisch. »Sie wird sich den Bauchstich wohl kaum selbst zugefügt haben, Herr Kollege.«
»Wurde die Tatwaffe schon aufgefunden?«, fragte der Kommissar und kniete neben der Ärztin nieder.
»Leider nein«, antwortete Doktor Hillinger und rückte etwas zur Seite, um Forster Platz zu machen.
Das dunkelhaarige Mädchen trug knielange schwarze Stiefel und einen ebensolchen Latex-Bikini. Auf dem Rücken hatte man ihr mit Lederriemen zwei hauchdünne spinnwebartige Flügel angebracht, die ihr bis hinab zu den Hüften reichten.
»Schaut fast aus wie ein Faschingskostüm«, meinte Widhalm genießerisch.
»Stimmt auffallend, Ewald! Zum Beispiel könnte es so etwas Ähnliches wie einen Schwarzen Engel darstellen«, murmelte Forster und hob einen der durchscheinenden Flügel vorsichtig in die Höhe.
»Engel? Das glaube ich eher nicht«, meinte die Polizeiärztin lakonisch. »Dazu passen nicht der Stirnreif mit den goldenen Hörnern und dieses Schwänzchen hinten an ihrem Slip.«
Der Kommissar wandte sich Doktor Hillinger zu. »Dann eben ein böses, kleines Teufelchen.«
Inspektor Widhalm kicherte. »Noch dazu ein ziemlich attraktives. Ich hätte nichts dagegen, mit so einem geilen Satansmädchen in der Hölle zu schmoren … wenn es sein muss, auch für alle Ewigkeit.«
»Hast du an ihr sonst noch irgendwelche Auffälligkeiten entdeckt, Helga?«, fragte der Kommissar, den in dieser ernsten Situation etwas unpassenden Kommentar seines Assistenten überhörend.
Die Pathologin zögerte kurz, dann zeigte sie auf eine rote Tätowierung am linken Oberarm des Mädchens. »Abgesehen davon, dass sie sehr hübsch ist …«
»War …«, verbesserte Widhalm geflissentlich.
»Nur noch das da …«, fuhr sie unbeirrt fort.
Forster sah sich den linken Oberarm des Mädchens etwas genauer an.
Er schüttelte den Kopf. »So ein Symbol habe ich während meiner bisherigen Tätigkeit noch nicht gesehen.«
Doktor Hillinger richtete sich auf. »Bei dieser Tätowierung handelt sich um ein Pentagramm, Max! So etwas habe ich zum letzten Mal vor drei Jahren an einer Leiche gehabt. Das damalige Opfer war ein Mann um die Mitte dreißig – man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten – von einem Ohr zum anderen.«
»Und was bedeutet so ein Pentagramm?«, fragte Assistent Widhalm interessiert und massierte unbewusst seinen Adamsapfel.
Der Titel ist auch als ebook erhältlich
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Das rote Pentagramm
Kriminalroman von Erich Sedlak
Taschenbuch, 240 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-903092-92-1
