Mordsglück
Normalerweise glaubt der Holzinger nicht an
Gespenster.
Höchstens an das Gespenst der Arbeit, vor dem man sich
höllisch in Acht nehmen muss.
Darum reagiert er auch ziemlich ungehalten, wie ihn jetzt die Klingel,
mit der sich ein Besucher am Polizeiposten Höfstein bemerkbar
machen muss, aus dem Vorsichhindösen reißt.
»Himmelarschundzwirn«, brummt er, »was für ein Trottel
ist da jetzt wieder draußen?«
Dem Holzinger bleibt trotzdem nichts anderes übrig, wie sich aus
seinem Sessel zu wälzen und in das Journalzimmer zu schlurfen, wo
eine Panzerglasscheibe einen Blick in den Vorraum und auf den
Störenfried gewährt. Da aber trifft ihn fast der Schlag. Weil
nämlich die Gestalt vor der Glasscheibe eine verfluchte
Ähnlichkeit mit seinem ehemaligen Postenkommandanten Distl hat.
Auch die durch die Barriere gedämpfte Stimme kommt ihm bekannt
vor.
»Los! Mach schon auf!«
»Sie, Sie sind doch tot?«, stammelt der Holzinger.
»Das würde dir so passen! Jetzt drück schon auf den Türöffner, ich möchte zum Walzig!«
»Der, der Chef ist nicht da!«, versucht der Holzinger eine
stotternde Ausrede.
»Red’ keinen Blödsinn. Ich habe grad vorhin mit ihm telefoniert.«
Das ist wieder typisch, denkt der Holzinger, als Untergebener
erfährst du absolut nichts. Trotzdem lässt er die
Türe aufschnappen.
»Na endlich!« Ohne an den Holzinger einen weiteren Blick
zu verschwenden, stiefelt der Distl an ihm vorbei Richtung
Büro des Postenkommandanten.
Für einen Zombie hat der Alte noch eine beachtliche
Körperfülle, denkt der Holzinger, schlägt aber trotzdem
zur Sicherheit hinter dem breiten Rücken vom Distl ein
Kreuzzeichen.
»Mein Gott! Alfred! Dass wir dich noch einmal sehen!«
Den Walzig reißt es aus heller Wiedersehensfreude
buchstäblich vom Hocker, wie es damals den Jesus-Jüngern zu
Ostern gegangen sein muss. Der Walzig zwar kein Distl-Jünger, aber
jünger als der Distl. Und wenn dir plötzlich ein von den
Toten Wiederauferstandener ins Zimmer geschneit kommt, dann bist du
natürlich momentan völlig dings.
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Für
die Maturatombola hat der Direktor des BORG Höfstein ein
Euromillionen-Los gespendet. Aber kurz vorher ist das Los verschwunden.
Trotzdem macht es den Haupttreffer von 37 Millionen, der auch von
Unbekannt eingelöst wurde. Der Direktor verdächtigt die
Schulsekretärin und wird darauf erschlagen in seinem Büro
aufgefunden. Dabei hätte er geplant, den durch Diebstahl erzielten
Gewinn dazu zu verwenden, um das brachliegende Golf-Hotel samt
Golfplatz zu erwerben und zu revitalisieren. Dazu hätte er auch
Personen aus dem schulischen Umfeld engagiert. Aber alle, die mit dem
Projekt in Verbindung stehen, werden nacheinander ermordet.
Mordsglück
Dorfkrimi von Hans Christ
Taschenbuch, 203 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-209-9
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Der Titel ist
auch als ebook
erhältlich
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