|
Die Mostviertlerin
Stefanie kniff ihre Augen zusammen, verkrampft hielt sie das
Lenkrad fest. Das Licht des Fahrzeuges wurde greller. Kleine
Nadeln, die immer tiefer in ihren Hinterkopf stachen. Kein Abblenden. Stefanie schrie auf und trat gleichzeitig hart auf die
Bremse. Dann, endlich war das Auto vorbei. Die Schmerzen in
ihrem Kopf ebbten in kleinen Wellen ab. Sie erkannte wieder
die Fahrbahn vor ihr. Stefanie legte den ersten Gang ein und
beschleunigte, sie durfte nicht noch mehr Zeit verlieren.
Nach wenigen Minuten passierte sie die Ortstafel. Die Straßen
waren nur spärlich beleuchtet, trotzdem tränten ihre Augen
noch immer, zu empfindlich waren sie. Die zweite durchgearbeitete
Nacht forderte ihren Tribut, doch sie durfte nicht rasten, denn es ging
um Leben und Tod. Jede Minute zählte.
Stefanie bog in die Seitengasse ein. Links und rechts säumten hohe Hecken den Weg und verhinderten den direkten Blick
auf die dahinterliegenden Einfamilienhäuser. Im Schritttempo
lenkte Stefanie ihr Auto an den parkenden Fahrzeugen vorbei,
jedes einzelne musterte sie genau.
Jackpot!
Da stand er. Der Polo des Kindermädchens.
Ihr eigenes Fahrzeug parkte Stefanie hinter dem Polo am
Straßenrand. Danach griff sie nach ihrem Smartphone, sie
brauchte unbedingt Verstärkung, jetzt, wo sich ihr Verdacht bestätigt hatte.
Die lokale Polizei oder Lukas? Lukas wäre besser, aber er befand sich zu weit weg.
Ein lauter Knall. Vor Schreck fiel Stefanie das Handy aus der
Hand. Sie ließ es am Boden ihres Autos liegen, keine Zeit mehr,
Verstärkung zu rufen.
Sie musste einschreiten.
Sofort. Entgegen jeder Vorschrift.
Ihr Herz raste, in ihren Ohren rauschte das Blut wie ein Wasserfall.
Hastig öffnete sie die Autotür, sprang aus dem Wagen und
rannte zum Gartentor. Dort drückte sie die Türklinke
hinunter, doch die Tür war verschlossen. Der Garten dahinter lag
vollkommen im Dunkeln, aus einem Fenster im Erdgeschoß des
Einfamilienhauses jedoch drang Licht. Stefanie schwang sich über
die Gartentür, ging dahinter in die Hocke und zog ihre Pistole aus
dem Schultergurt. Sie entsicherte sie, dann sprintete sie zur
Eingangstür des Hauses.
Bedrohliche Stimmen aus dem Inneren. Die Tür nur angelehnt, mit
Gewalt aufgebrochen. Stefanie stieß sie mit ihrer Schulter auf,
die Pistole im Anschlag trat sie ein.
»Polizei, keine Bewegung!«
Das Licht im Innern blendete sie, reflexartig schloss sie ihre
Augen. Wieder die Nadelstiche im Kopf, Stefanie blinzelte und
zwang sich, die Schmerzen in ihrem Hirn zu ignorieren.
Zwei Menschen, zwei Körper, für Stefanie kaum zu
unterscheiden. Ein Messer blitzte auf. Mündungsfeuer in Stefanies
Richtung. Der Knall, ohrenbetäubend. Auch Stefanie drückte
ab, spürte den Rückschlag, hörte nur noch dumpf den Ton
der eigenen Waffe. Beide Körper lagen am Boden. Stefanie trat
näher, die Pistole noch immer auf die beiden vor ihr Liegenden
gerichtet. Blut, zu viel Blut.
 |
Blindenmarkt,
Niederösterreich. Als Harald Brunner, Techniker für
Alarmanlagen, von einer Geschäftsreise zurückkehrt, ist
seine Frau Katharina verschwunden. Harald fürchtet ins Zentrum
von Polizeiermittlungen zu geraten, da er vor Jahren schon einmal
seiner Frau Gewalt angetan hat. Und vor seiner Rückkehr hatte er,
ohne seine Frau darüber zu informieren, ein verlassenes
Bauernhaus besichtigt, das er erben könnte. So kann er für
den Zeitraum ihres Verschwindens kein Alibi vorweisen und wendet sich
deshalb nicht an die Polizei. Auf sich allein gestellt, beginnt er auf
eigene Faust zu ermitteln. Am nächsten Tag erhält er ein
Erpresserschreiben.
Die Mostviertlerin
Krimninalroman von Helmut Scharner
TB, 218 Seiten, € 13,90 (A)
ISBN 978-3-99074-205-1
|
Die Mostviertlerin ist
auch
als
e-book erhältlich
Weltbild
Amazon
Thalia
Von Helmut Scharner bisher erschienen
Helmut Scharner
|