„Tote fliegen nicht“ von Eric Manz

Manfred Meixner ist Leiter der »Gefolgschaft des goldenen Vogels«. Ein mysteriöser Verein, der sich die Aufgabe gestellt hat, den Menschen das Fliegen beizubringen – auf geistiger Ebene. Aber Meixner fühlt sich beobachtet. So engagiert er den Privatdetektiv Sopic, um seinen Verfolger zu entlarven. Sein Todesurteil? Denn wenig später wird Meixner ermordet aufgefunden. Er wurde rücklings aufs Bett gelegt und Arme und Beine ans Bett gefesselt. Gemeinsam mit seiner Hündin Hanna macht sich Sopic daran, den Mörder zu finden. Als kurz darauf einer der Befragten auf ähnliche Weise stirbt, gerät Sopic selbst unter Verdacht.

Leseprobe

Die Sekretärin brachte ihm die Postmappe. »Der übliche Inhalt«, meinte sie, Rechnungen, Aufträge, Beschwerden, Werbung.
In der anderen Hand hielt sie ein großes Kuvert.
»Scheint nicht für die Firma zu sein«, sagte sie.
Er nahm es entgegen und sah es sich genau an. Sein Name stand drauf und darunter dick unterstrichen: »Persönlich!«
Die Adresse war sauber in Druckbuchstaben geschrieben, exakt in einer Linie, kein Strich verirrte sich unter die imaginäre Zeile.
»Ein Künstler«, meinte er und lächelte die Sekretärin an, »oder ein I-Tüpferlreiter. Das kann ich mir jetzt aussuchen.«
Als die Frau sein Büro verlassen hatte, schlitzte er das Kuvert auf und zog das Papier heraus. Goldbuchstaben prangten auf dem hellgrünen Papier.
Geburtstag habe ich nicht, dachte er. Wurde er zu einer Ehrung eingeladen? Sollte er vielleicht selbst … Unsinn! Orden, Medaillen oder Titelverleihungen konnten es nicht sein. Die verliehen nur staatliche, offizielle Stellen, kenntlich am Aufdruck des Briefkopfes.
Also erlaubte sich jemand einen Scherz. Er nahm noch einmal den Umschlag zur Hand, fand aber keinen Absender. Was soll das, dachte er, Witze kann man sich im Wirtshaus oder der Sauna erzählen, in einer seriösen Firma gab es keinen Platz dafür. Ärgerlich wollte er den Zettel zerknüllen und in den Papierkorb werfen, doch dann siegte seine Neugier. Er suchte seine Brille und begann zu lesen:
»Wehret den Anfängen! Denke daran, schon Ikarus hat Häresie betrieben und wollte gottgleich sein. So werden auch Dir deine Flügel zerreißen, der Wind wird deine Federn über die Erde verstreuen. Kehre um, ehe es Dir so ergeht. Ein zorniger Engel!«
Er schüttelte seinen Kopf, aber ganz geheuer war ihm das nicht.

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Tote fliegen nicht
Kriminalroman von Eric Manz
Taschenbuch, 188 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-114-6

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