„Tödliche Finte“ von Werner Wöckinger
Inspektor Erich Oberbacher muss seinen Sommerurlaub in Grado abbrechen: sein Neffe Martin sitzt in Untersuchungshaft. Dieser soll nach einem Raufhandel in einer Diskothek seinen Kontrahenten, den Studenten Leo Heidrich, erschlagen haben. Während für den Ermittler vom LKA der Sachverhalt feststeht, gibt es für Oberbacher viele Fragezeichen. Bald tauchen andere Verdächtige auf: der Bruder des Opfers, ein mit Drogen dealender Security-Mann und Studienkollege Daniel Siegl. Doch als dieser in seiner Wohnung von einer Bombe zerfetzt wird, ist klar, dass der Fall in eine ganz andere Richtung geht und viel größere Dimensionen annimmt.
Leseprobe
»Was ist los, du Weichei?«, hörte er durch ein Gemisch aus Lärm und Schmerz. Dann nutzte Martin das Überraschungsmoment für sich und traf seinen Angreifer mit einem federnden Schwung am Kinnladen. Augenblicke später flogen die Fäuste, und es entbrannte ein ungezügelter Kampf. Martin prügelte wild und ohne Rücksicht auf Verluste mit der größeren Reichweite auf den Blonden ein, während dieser vergeblich versuchte zu kontern.
Binnen weniger Sekunden hatten sich die Umstehenden kreisförmig um die beiden Kampfhähne postiert und feuerten die Kontrahenten lautstark an. Endlich war mal was los. Auf eine derartige Abwechslung hatten alle gewartet. Der durchtrainierte Fußballer war dem Leichtgewicht klar überlegen. Leo Heidrich lag am Boden und versuchte, seinen Kopf zu schützen.
Dann schritt die Security ein. Die beiden Kampfhähne wurden von mehreren Männern gepackt und nach draußen geschleift. Das Gemetzel fand ein schnelles Ende. Die frische Luft schoss Martin wie ein Blitz ein. Er taumelte, konnte sich mit dem linken Unterarm an der Hauswand abstützen. Dann musste alles raus aus seinem Körper. Halb benommen kniete er an der Hausmauer. Er wischte sich den Mund mit seinem Hemdsärmel ab. Keine zwanzig Meter entfernt lehnte der verhasste Schiedsrichter an der Wand und rieb sich die blutige Nase.
»Scheiß Wichser!«, murmelte Martin und lehnte seinen Kopf an die kühle Hausmauer. Sein Schädel brummte, teils vom Alkohol und teils von dem Adrenalin, das in ihm kochte. Er hatte es dem Arschgesicht gezeigt. Dieser würde es ihm am grünen Tisch zurückzahlen. Der Schiedsrichter würde in seinem Bericht an den Strafsenat sicher auch diese Prügelei anführen, und selbst wenn dieses Geschehen abseits des Fußballplatzes keine Relevanz hatte, würde es trotzdem das Schiedsrichterkollegium dazu bringen, an ihm ein Exempel zu statuieren.
Wutentbrannt boxte Martin gegen die Hausmauer und merkte, wie ihm sofort Blut über die Hand und in den Hemdsärmel floss. Er rappelte sich hoch und schwankte Richtung Parkplatz, konnte aber seinen Wagen nicht finden. Ach du Scheiße. Der stand am Fußballplatz. Entmutigt lehnte er sich wieder an die Hausmauer.
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Tödliche Finte
Kriminalroman von Werner Wöckinger
Taschenbuch, 240 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-069-9