„Tod am Grünen See“ von Christian Scherl
Der zweite Fall für Inspektor Pöls
Jetzt hat es Inspektor Heinz Pöls erwischt! Führerschein weg und vom Dienst freigestellt. Pöls nutzt den Zwangsurlaub, um mit seiner heimlichen Liebe ins wundervolle Tragöß in der Obersteiermark zu fahren. Doch statt dem Schwarm näher zu kommen, macht Pöls Bekanntschaft mit einer Leiche im Grünen See. Ein ehemaliger Arzt, der sich zu Lebzeiten mit seinen Verschwörungstheorien zahlreiche Feinde machte, treibt tot im eisigen, türkisen Wasser. Also wird es nichts mit einer romantischen Wandertour. Pöls muss der Sache auf den Grund gehen und schon bald entdeckt er Schreckliches: Ist das Naturjuwel womöglich verseucht?
Leseprobe
Der zweite Fall für Inspektor Pöls
Zum wiederholten Mal greift der Hagere zum Wasserglas, hebt es zur Unterlippe und gurgelt eine gefühlte Ewigkeit. Gespannt haften die Blicke von Georg und Valerie Reinthaler an dem Mann, der seine Augen geschlossen hat und den Kopf andächtig in den Nacken legt. Beiläufig spielen seine Finger am hässlichen Einstecktuch, das aus der Brusttasche der Herrenweste hervorragt.
»Und?«, fragt Valerie genervt und wird sogleich von Georgs Ellbogen gestoßen.
»Stör ihn nicht.«
Aber der Hagere macht ohnehin nicht den Anschein, als würde er sich stören lassen.
»Warum dauert das so lange?«
»Valerie! Lass den Mann! Doktor Mückmann ist Profi.«
Der Hagere wirkt wie weggetreten. Nicht einmal das Klopfen an der Tür reißt ihn aus der Konzentration. Jetzt ist es Valeries Ellbogen, der Georg malträtiert. Geh nachsehen, wer vor der Wohnungstür steht, sagt ihr strenger Blick mit hochgeschobener Augenbraue. Georg schleicht aus dem Wohnzimmer, ein Ohr Richtung Doktor gespitzt, falls der sein Schweigen brechen sollte.
»Schönen Abend, Reinthaler.« Der Nachbar von einer Etage unterhalb steht im Flur. Nur mit Socken an den Füßen, Trainingshose, Schmuddelleibchen. Unwirsch stehen seine Haare in alle Windrichtungen. »Ich frage mich, was das für ein Lärm ist. Habt ihr einen Traktor in eurer Küche geparkt?«
»Nein, nein, wir testen eine Wasserfilteranlage.«
»Hä?«
»Für sauberes Trinkwasser. Wir lassen uns einen Wasserfilter in die Leitung einbauen.«
»Wozu das denn? Wir haben das beste Wasser in der Region. Heißt’s.«
Ungefragt übertritt der Nachbar die Türschwelle und versucht, einen Blick ins Wohnzimmer zu erhaschen, in dem soeben erneut gegurgelt wird. Georg gewährt dem Mann aber nur Zutritt in die Küche. Neben der Abwasch thront ein riesiger Apparat, den man für den Korpus eines Stand-Computers halten könnte. Alleine wegen der unzähligen roten, gelben und grünen LED-Birnchen, die an der Frontseite leuchten. Dicke Kabel hängen aus der Rückseite und sind mit der Wasserzufuhr unter der Abwasch verbunden..
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Tod am Grünen See
Krimninalroman von Christian Scherl
TB, 362 Seiten, € 13,90 (A)
ISBN 978-3-99074-263-1



