„Mordsglück“ von Hans Christ

Für die Maturatombola hat der Direktor des BORG Höfstein ein Euromillionen-Los gespendet. Aber kurz vorher ist das Los verschwunden. Trotzdem macht es den Haupttreffer von 37 Millionen, der auch von Unbekannt eingelöst wurde. Der Direktor verdächtigt die Schulsekretärin und wird darauf erschlagen in seinem Büro aufgefunden. Dabei hätte er geplant, den durch Diebstahl erzielten Gewinn dazu zu verwenden, um das brachliegende Golf-Hotel samt Golfplatz zu erwerben und zu revitalisieren. Dazu hätte er auch Personen aus dem schulischen Umfeld engagiert. Aber alle, die mit dem Projekt in Verbindung stehen, werden nacheinander ermordet.

Leseprobe

Normalerweise glaubt der Holzinger nicht an Gespenster. Höchstens an das Gespenst der Arbeit, vor dem man sich höllisch in Acht nehmen muss. Darum reagiert er auch ziemlich ungehalten, wie ihn jetzt die Klingel, mit der sich ein Besucher am Polizeiposten Höfstein bemerkbar machen muss, aus dem Vorsichhindösen reißt.
»Himmelarschundzwirn«, brummt er, »was für ein Trottel ist da jetzt wieder draußen?«
Dem Holzinger bleibt trotzdem nichts anderes übrig, wie sich aus seinem Sessel zu wälzen und in das Journalzimmer zu schlurfen, wo eine Panzerglasscheibe einen Blick in den Vorraum und auf den Störenfried gewährt. Da aber trifft ihn fast der Schlag. Weil nämlich die Gestalt vor der Glasscheibe eine verfluchte Ähnlichkeit mit seinem ehemaligen Postenkommandanten Distl hat. Auch die durch die Barriere gedämpfte Stimme kommt ihm bekannt vor.
»Los! Mach schon auf!«
»Sie, Sie sind doch tot?«, stammelt der Holzinger.
»Das würde dir so passen! Jetzt drück schon auf den Türöffner, ich möchte zum Walzig!«
»Der, der Chef ist nicht da!«, versucht der Holzinger eine stotternde Ausrede.
»Red’ keinen Blödsinn. Ich habe grad vorhin mit ihm telefoniert.«
Das ist wieder typisch, denkt der Holzinger, als Untergebener erfährst du absolut nichts. Trotzdem lässt er die Türe aufschnappen.
»Na endlich!« Ohne an den Holzinger einen weiteren Blick zu verschwenden, stiefelt der Distl an ihm vorbei Richtung Büro des Postenkommandanten.
Für einen Zombie hat der Alte noch eine beachtliche Körperfülle, denkt der Holzinger, schlägt aber trotzdem zur Sicherheit hinter dem breiten Rücken vom Distl ein Kreuzzeichen.
»Mein Gott! Alfred! Dass wir dich noch einmal sehen!« Den Walzig reißt es aus heller Wiedersehensfreude buchstäblich vom Hocker, wie es damals den Jesus-Jüngern zu Ostern gegangen sein muss. Der Walzig zwar kein Distl-Jünger, aber jünger als der Distl. Und wenn dir plötzlich ein von den Toten Wiederauferstandener ins Zimmer geschneit kommt, dann bist du natürlich momentan völlig dings.

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Mordsglück
Dorfkrimi von Hans Christ
Taschenbuch, 203 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-209-9

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