„Ein ganz harmloser Mord“ von Lore Macho
Eigentlich fing die Sache ganz harmlos an. In Klein Schiessling herrscht Ruhe. Es war Anfang November und die Dorftratschen Annerl Passer litt wieder einmal an Schlafstörungen. Deshalb lehnte sie sich weit nach Mitternacht aus ihrem Fenster und stierte in die Finsternis. Als sie eine Weile so nichtsahnend die leere Hauptstraße betrachtete, fiel ihr plötzlich etwas auf. Der Schatten einer Gestalt schlich die dunkle Straße entlang, auf den Friedhof zu und beim schmiedeeisernen Tor hinein. Zwei Wochen später wird Isabella Schönberger tot am Friedhof aufgefunden.
Leseprobe
Als Annerl eine Weile so nichtsahnend mit müden Augen die leere Hauptstraße betrachtete, fiel ihr plötzlich doch etwas auf, das normalerweise nicht da hingehörte. Zumindest nicht mitten in der Nacht.
Der Schatten einer Gestalt schlich die dunkle Straße entlang, auf den Friedhof zu und beim schmiedeeisernen Tor hinein, welches leise in den Angeln quietschte.
Rasch zog Annerl ihren Kopf zurück und schloss verwundert das Fenster. Verwundert nicht nur über diese merkwürdige Begegnung, sondern auch deshalb, weil das Friedhofstor offensichtlich nicht verschlossen war, wo doch der Hiasl, der Gemeindearbeiter, schon seit Jahren jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit das Tor gewissenhaft absperrte, damit seine Toten nicht in ihrer ewigen Ruhe gestört wurden.
Ordnung musste schließlich sein.
Annerl schüttelte verständnislos den Kopf.
Da ihr jedoch im Nachthemd kalt geworden war, marschierte sie zurück ins Schlafzimmer, legte sich in das in der Zwischenzeit ausgekühlte Bett und versuchte, Schlaf zu finden. Sie drehte sich ein paar Mal von einer Seite auf die andere und wieder zurück, bis sie endlich von der Müdigkeit übermannt einschlief und gleichmäßig vor sich hin sägte.
Und dann träumte sie vom alten Opa Blauburger.
Das ist jetzt genau zwei Wochen her.
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Thalia
Ein ganz harmloser Mord
Kriminalroman von Lore Macho
Taschenbuch, 212 Seiten, € 12,90 (A)
ISBN 978-3-99074-183-2